Stockduster. Nichts. Garnichts. Absolut nichts konnte man sehen. Nicht die Hand vor Augen. Dunkelheit überall. Ganz ohne Sehvermögen fängt man an, sich auf seine anderen Sinne zu berufen.

Nein, wir befanden uns nicht im Kino, wir sahen keinen Thriller. Wir – und das ist die gesamte 6a mit ihren KlassenlehrerInnen und Schulbegleitungen – waren in Hamburg. Und nein, in Hamburg gab es keine Sonnenfinsternis oder Ähnliches. Wir waren im Dialog im Dunkeln und versuchten uns in die Situation hinein zu versetzten, wie es ist, nichts sehen zu können. So kam es, dass wir uns um 8 Uhr an der Schule trafen, uns in einen Bus setzten, der uns direkt in der Speicherstadt ablieferte. Und so gingen wir die letzten Meter bei Licht zum Veranstaltungsort. In drei Gruppen eingeteilt durchliefen dort alle denselben Parcours:

In einem kleinen Vorraum gewöhnten sich unsere Augen langsam an gedämmtes Licht. Wir bekamen eine Einweisung und jeder einen Stock, mit dem wir den Fußboden abtasten konnten. Eine Stimme stellte sich mit Namen vor. Ob es sich aber dabei um eine große, kleine, dicke oder dünne Person gehandelt hat, werden wir nie sagen können, denn wir konnten ja nicht sehen. Diese Stimme gab uns Anweisungen und so konnten wir den Weg bewältigen, der vor uns lag. Zuerst gingen wir über Rasen, bis wir das Knirschen von Kies unter unseren Füßen spürten. Man hörte Waldgeräusche, Vogelzwitschern, das Rauschen der Blätter im Wind. Über eine recht wackelige Hängebrücke schritten wir voran und betraten im Anschluss daran ein Wohnhaus, dessen Wandtäfelung und Kücheneinrichtung nur zu fühlen war. So fuhren unsere Finger über Tapeten verschiedenster Art, Fliesen, gemauerte Steine, Kühlschränke, Herdplatten, Wasserhahn und Spüle. Und wenn wir nicht aufpassten, stießen wir mit den Füßen an Schränke. Die freundliche Stimme führte uns weiter auf den Markt, so dass wir unter uns Kopfsteinpflaster erahnten, links von uns Körbe mit Obst und Gemüse fanden. Schreie von Verkäufern, klappern von Rädern und Kisten übertünchten die nette Stimme fast. Wir tasteten uns durch Äpfel, Kiwis, Melonen, Karotten, Lauch und mehr, und wanderten so einer Ampel entgegen. Diese mussten wir überqueren und lauschten auf das Signal, dass uns bekannt gab, ob es schon grün war – den gesehen haben wir ja die ganze Zeit nichts. Spätestens hier freute man sich sehr über den Blindenstock, denn nur so konnte man die Stufe vor und die Stufe nach der Ampel erfühlen, und nur so war man frei von Stolpern. Dieses Hindernis bewältigt meinte die Stimme, wir hätten uns nun den Besuch eines Cafés verdient. Und so standen wir am Tresen und gaben in der Finsternis unsere Bestellung auf. Im Dunkeln vertraut man den Verkäufern, dass sie einem das Wechselgeld richtig rausgeben, denn im Ertasten von Münzen geschweige denn von Scheinen waren wir nicht richtig geübt. Mit Heißgetränk vom Tresen zur Sitzgelegenheit zu wanken war die nächste Aufgabe, aber auch diese wurde von allen bewältigt. Nicht nur die Ohren, auch die Nase hatte die Aufgabe der Augen übernommen und so duftete der Kaffee sehr viel stärker als mit Sehvermögen und schmeckte auch einiges intensiver. Es soll auch ein Dinner im Dunkeln geben, das muss sehr geschmacksintensiv sein. Einen herzlichen Dank hier unbedingt an den Förderverein, denn wir hätten uns den Besuch nicht leisten können, wenn der Verein den Eintritt nicht übernommen hätte. Wir sind froh, dass es Eltern gibt, die Mitglieder sind und uns so durch ihren Beitrag unterstützen konnten. Falls Sie auch in den Verein eintreten wollen, lesen Sie mehr unter www.toni-jensen-gemeinschaftsschule.de/schulgemeinschaft/foerderverein. Danke, Förderverein, für die Sensibilisierung unserer Sinne, denn durch den vorübergehenden Verlust des Augenlichts wurden Tast-, Hör-, Geruchs- und Geschmackssinn so gestärkt, dass der Genuss des Kaffees unvergessen bleibt.                                                                                                                 Mc